Samsung holt zum zweiten Streich aus und präsentiert mit der GX-20 die nächste Generation seiner Spiegelreflexkameras. Fototools hat die neue SLR mit 14,6 MP Sensor und integriertem Bildstabilisator getestet.
Wer sich in der Kamera-Szene auskennt, weiß: Samsung kooperiert bei seinen digitalen Spiegelreflexkameras mit Pentax. [SCREEN:0]Erscheint bei Pentax also eine neue SLR, lässt diese bei Samsung nicht lange auf sich warten. So verhält es sich auch bei der Pentax K20D und der Samsung GX-20. Letztere hatte die Redaktion Fototools jetzt für einen Monat im Praxistest.
Zwillinge: Pentax K20D und Samsung GX-20
Es verwundert nicht, dass sich die Samsung GX-20 und die Pentax K20D schon rein äußerlich ziemlich ähnlich sehen. Gehäuse und Bedienelemente unterscheiden sich nur unwesentlich. Allerdings kann man nicht mehr davon sprechen, dass Samsung schlicht die Technik bei Pentax einkauft. Teilweise ist es nämlich jetzt schon umgekehrt: Das Herzstück, der CMOS-Sensor, stammt von Samsung und wird in beiden Kameras verbaut. Dennoch entwickeln beide Unternehmen ihre eigene Firmware, so dass etwa die Menüs von K20D und GX-20 trotz gemeinsamer technischer Basis unterschiedlich sind.
Handling: So macht eine SLR Spaß
Die Samsung GX-20 liegt gut in der Hand und fühlt sich trotz der rauhen Kunsstoffoberfläche sehr wertig an. Man merkt gleich, dass Samsung hier nicht bei der Verarbeitung gespart hat. Alle Bedienelemente sind gut zu erreichen und sind zudem ebenso wie die Schächte für Akku und SD-Karte gut vor Wasser und Staub geschützt. Dies erwies sich als echtes Plus bei unseren Tests. Allerdings gestaltet sich der Wechsel der Speicherkarte durch diesen Schutz auch etwas aufwändiger, da erst mittels Drehhebel die Arrettierung gelöst werden muss.
Alle Bedienelemente der GX-20 sind sinnvoll platziert, so dass man sie jederzeit erreichen kann. [SCREEN:2]Im Test zeigten sich die kleinen Extra-Tasten zudem als sehr hilfreich. Wer beispielsweise standardmäßig im JPEG-Format aufnimmt, schaltet bei Bedarf per Knopfdruck einfach RAW zu. Auch die AF-Wahl geschieht per Schalter in Objektivnähe schnell und unkompliziert. Der im Gehäuse integrierte Bildstabilisator wird über einen kleinen Wählhebel auf der Kamera-Rückseite aktiviert. Praktisch ist auch die "Fn"-Taste auf der Rückseite, über die viele Einstellungen wie Empfindlichkeit oder Weißabgleich aufgerufen werden können. Ein weiteres Plus ist die Sensorreinigung, die bei jedem Einschalten dafür sorgt, dass der Staub vom Sensor abgeschüttelt wird.
Doppeltes Display und Live-Bild
Richtig gut gefallen hat uns im Test, dass Samsung bei der GX-20 nicht dem Trend der Zeit folgt und auf ein zusätzliches Display auf der Oberseite verzichtet. Denn über dieses praktische Display lassen sich alle Aufnahmeparameter mit einem Blick erfassen. Aufgrund der hellen Hintergrundbeleuchtung ist deren Änderung per Wählrad zudem auch bei schwachem Licht sehr einfach.
Dank des Zusatz-Displays kann man oft auf das ansonsten sehr gute, 2,7 Zoll große Farbdisplay auf der Kamerarückseite verzichten. [SCREEN:1]Dieses dient übrigens nicht nur zur nachträglichen Betrachtung der aufgenommenen Fotos, sondern zeigt auch ein Live-Bild. Alerdings verdunkelt sich dieses kurz beim Fokussieren, so dass sich Umsteiger von einer digitalen Kompaktkamera umgewöhnen müssen. Fortgeschrittenere Fotografen werden aber sowieso den hellen Sucher bevorzugen, der eine 95prozentige Bildabdeckung liefert. Der Autofokus erwies sich im Test als sehr variabel und schnell. Hierbei stehen insgesamt elf Messfelder und neun Kreuzsensoren zur Verfügung.
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GX-20: Nichts für Einsteiger
Wie alle anderen SLR-Hersteller bietet Samsung auch bei der GX-20 mehrere Motivprogramme, sowie Blenden- und Zeitvorwahl in mehreren (Halb-) Automatik-Varianten. Für Einsteiger empfiehlt Samsung jedoch den Vollautomatik-Modus. Im Test konnte dieser allerdings nicht überzeugen. Denn mit ihm gibt der Fotograf alle Gestaltungsmöglichkeiten aus der Hand. Oft wählt die GX-20 dann eine unpassende Blende oder eine zu hohe Empfindlichkeit – eine zu geringe Schärfentiefe oder gar ein höheres Bildrauschen trüben dann den Bildeindruck. Hier sollte man die Grenzen der ISO-Automatik unbedingt vorher definieren. Und um es an dieser Stelle einmal deutlich zu sagen: Die GX-20 ist keine Einsteigerkamera und erfordert zumindest ein gewisses Minimum an Einarbeitung. SLR-Umsteiger hingegen werden mit der GX-20 schnell zurecht kommen.
Auflösungskönigin: 14,6 Megapixel
Eine besondere Betrachtung verdient der Bildsensor der Samsung GX-20, [SCREEN:3]denn schließlich stößt Samsung (und damit auch Pentax) in neue Dimensionen im SLR-Bereich vor. Der CMOS-Sensor im Format 23,4 x 15,5 mm liefert insgesamt 15,1 Megapixel, von denen 14,6 MP effektiv nutzbar sind. Bei voller Auflösung ergibt das 4.672 x 3.120 Pixel – in der Praxis hat man also beim nachträglichen Beschneiden noch jede Menge Spielraum.
Allerdings sollte man genügend Speicherplatz einkalkulieren. Insbesondere, wenn man im RAW-Format abspeichert (die GX-20 bietet JPEG, RAW oder JPEG und RAW zur Auswahl), ist eine 1-GByte-SD-Karte viel zu klein. Eine schnelle USB-2.0-Schnittstelle sorgt zumindest dafür, dass man bei der Übertragung der Bilddaten ohne weiteres auf einen Kartenleser verzichten kann. Auf dem Computer macht sich die Dateigröße ebenfalls bemerkbar: Hier sollte man schon über ein schnelles System verfügen, damit Bildverwaltung und -bearbeitung nicht zu längeren Wartepausen zwingen. Zum Lieferumfang gehören übrigens die Software Samsung Master zum Betrachten und bearbeiten von Fotos sowie ein RAW-Konverter.
Ordentliches Tempo, hohe Qualität
Die gigantische Auflösung der Samsung GX-20 wird selbst in der gehobenen SLR-Klasse von der Konkurrenz nicht erreicht. Eine Ausnahme bildet naturgemäß die Pentax K20D mit dem gleichen CMOS-Sensor. Ob man die 14,6 Megapixel in der Praxis tatsächlich nutzt, hängt jedoch vom jeweiligen Fotografen ab. Wir meinen: Es lohnt sich, denn die hohe Auflösung bietet mehr Freiheiten und erspart in manchen Fällen tatsächlich das Zoom.
Die Geschwindigkeit leidet übrigens nur wenig unter den vielen Megapixeln: Samsung gibt eine Serienbildgeschwindigkeit von 2,3 bis 3 Bildern pro Sekunde an (RAW/JPEG), die die Kamera im Test tatsächlich in etwa erreichte. Allerdings ist bei Verwendung des RAW-Formats nach 16 Bildern Schluss. Das sind verglichen mit anderen SLR-Modellen keine Spitzenwerte, angesichts der hohen Auflösung geht dies aber in Ordnung.
Bildqualität: Probleme bei hohen ISO-Werten
Dank der hohen Auflösung erfasst die Samsung GX-20 auch feinste Details. [SCREEN:6]Auch das Bildrauschen ist bei normaler Empfindlichkeit kein Problem. Fotografiert man jedoch mit höchster ISO-Einstellung von 6.400, so werden die Bilder nahezu unbrauchbar. Auf ISO 6.400 hätte Samsung daher gut und gerne verzichten können. Bei geringeren Werten greift Samsungs Rauschunterdrückung und sorgt für eine ordentliche Qualität.
Die Ergebnisse unseres Praxistests lassen sich hier wie folgt zusammenfassen: Eine Empfindlichkeit von bis zu ISO 800 ist bei der Samsung GX-20 relativ unkritisch. Selbst Einstellungen bis ISO 3.200 kann man verwenden, wenngleich die Bildqualität sicherlich nicht mehr optimal ist. Doch bei höchster Lichtempfindlichkeit werden die Bildstörungen sehr stark. Generell gilt: Wenn möglich, sollte man bei schwachem Licht lieber den Bildstabilisator verwenden, als der Kameraautomatik freien Lauf lassen.
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Objektive: Reiche Auswahl
Zum Test erhielten wir die Samsung GX-20 zusammen mit dem Bundle-Objektiv D-XENON 18-55mm II 3.5-5.6. Dieses ist nicht besonders lichtstark und deckt vor allem bei weitem nicht alle Aufnahmesituationen ab. Für Fotografen, die sich für die GX-20 interessieren, ist das "erweiterte Objektiv-Bundle" von Samsung inklusive D-Xenon 50-200mm 4.0-5.6 daher eine echte Alternative. [SCREEN:4]Da die Samsung jedoch auf das KAF2-Bajonett von Pentax setzt, ist aber auch die Auswahl an weiteren Objektiven groß. Wie die Pentax K20D ist auch die GX-20 zu allen älteren Objektiven mit KA- oder KAF-Bajonett kompatibel. Selbst ältere Modelle mit K- oder M42-Anschluss können verwendet werden (wenn auch mit Einschränkungen). Da der optische Bildstabilisator der GX-20 nicht im Objektiv, sondern im Gehäuse liegt, enfallen zudem hohe Kosten für Objektive mit eigenem Bildstabilisator.
Samsung GX-20 ab 900 Euro
Mit einem Gewicht von 806 Gramm inklusive Akku ist die Samsung GX-20 kein Leichtgewicht mehr. Und mit ihren Abmessungen von 14,2 x 10,1 x 7,15 cm bewirbt sie sich auch nicht um den Preis der "handlichsten SLR". Dafür bietet die GX-20 einige Extras wie Bildstabilisator, Live-View und Sensorreinigung.
Derzeit ist die Samsung GX-20 ohne Objektiv ab etwa 900 Euro zu haben. [SCREEN:5]Das lohnt sich eigentlich nicht, denn für rund 100 Euro mehr gibt es die Kamera auch mit dem Standard-Objektiv D-Xenon 18-55mm 3.5-5.6. Zusammen mit gleich zwei Kit-Objektiven – D-Xenon 18-55mm 3.5-5.6 und D-Xenon 50-200mm 4.0-5.6 – schlägt das Bundle mit rund 1.200 Euro zu Buche. Damit erreicht Samsung in etwa das Preisniveau einer Nikon D200 oder Sony Alpha 700 und positioniert sich zwischen gehobener Amateur- und Profiklasse.
Fazit: Eine Kamera, die Spaß macht
Die Samsung GX-20 ist eine digitale Spiegelreflexkamera für gehobene Ansprüche, die sehr viel Freude beim Fotografieren vermittelt. Zu ihren großen Pluspunkten zählen die derzeit unerreicht hohe Auflösung, der Bildstabilisator, die hochwertige Verarbeitung und die durchdachte Bedienung. Allerdings ist die GX-20 nichts für SLR-Einsteiger – doch dass macht Samsung allein schon durch den Preis deutlich. Sinkt dieser mit der Zeit, dürften durchaus auch größere Stückzahlen für die Koreaner drin sein.